Text von Peter Friedewald anlässlich der Einweihung unseres FOS-Neubaus
Vom Container zum Campus, von der Kita zum Fachabitur - eine Montessorierfolgsgeschichte. Diese nahm einst im Jahr 1991 mit der Gründung der Montessori-Vereinigung Nürnberger Land e.V. ihren Anfang. Damals gründeten mit viel Herzblut der Laufer Unternehmer Klaus Jost, gemeinsam mit seinen Mitstreitern Petra Hadam und Conny Felser die Montessori-Vereinigung Nürnberger Land e.V..
Unterstützung erfuhren sie dabei von der langjährigen, ehemaligen Schulleiterin Elisabeth Wolfermann und dem Altdorfer Pädagogen Uli Reuter, die mit ihrem Einfluß vielen positiven Entwicklungen den Weg ebneten. Damals kaufte Klaus Jost in der Neunkirchener Straße ein Fünffamilienhaus und stellte es der Montessori-Vereinigung als Schulgebäude zur Verfügung. Als die Räumlichkeiten in Heuchling für einen geregelten Schulbetrieb zu klein wurden fand die Laufer Montessorifamilie in der Daschstraße ihre neue Schulheimat.
Bis die neuen Unterrichtsräume bezugsfertig waren fand der Unterricht dort vorübergehend in Baucontainern statt. Im Laufe der Jahre entstand hier so eine private Bildungseinrichtung mit Grund- und Mittelschule, einem Hort, seit 2008 auch einer Fachoberschule (FOS) und einem Kinderhaus am Standort Altdorf. Insgesamt werden in diesen Einrichtungen ca. 520 Kinder und Jugendliche schulisch betreut.
Ende eines Marathons
Im Jahr 2012 wurde die FOS, die inzwischen staatlich anerkannt wurde, in einen neuen Gebäudekomplex, der in der Beethovenstraße errichtet wurde, ausgelagert. Schon damals war ein zweites, evtl. sogar drittes Schulgebäude in unmittelbarer Nachbarschaft für die Zukunft geplant. Am Samstag, 02.10.2021 wurde nun das neue FOS-Gebäude mit einer Einweihungsfeier, offiziell seiner Bestimmung übergeben. Montessori-Geschäftsführerin Stefani Rehberg-Reidel begrüßte mit Verwaltungsbeirat Michael Haubner in einer Eröffnungsrede die geladenen Gäste. „Sie fühle sich wie bei einem Marathon, aber auf der Zielgeraden“ beschrieb sie ihren Gefühlszustand nach dem FOS-Neubau.
Auch gab sie einen Ausblick auf die nahe Zukunft und die geplanten Projekte. So solle, um den Campus-Charakter der Einrichtung zu verstärken, ein „Brückenschlag“ FOS und Mittelschule verbinden. Dazu sollen beide Standorte mittels einer Brücke, ähnlich einem Baumwipfelpfad, verbunden werden. Als Zeitraum nannte sie die nächsten zwei bis vier Jahre. Abschließend überreichte sie Hausmeister Ante Marincic noch einen Roller als Geschenk. War er während der Bauphase doch der „heimliche Bauleiter“ und „ruhende Pol“ und legte viele Kilometer zu Fuß zurück.
Auch Landrat und Bezirkstagspräsident Armin Kroder würdigte in einer kurzen Rede die Leistungen der Bildungseinrichtung in den vergangenen 30 Jahren und gratulierte zum Bezug des neuen FOS-Gebäudes mit den Worten „Schön, dass wir Euch haben“. Den Glückwünschen schloss sich auch Laufs 1. Bürgermeister Thomas Lang, selbst ehemaliger Lehrer, an, und überreichte als Gastgeschenk ein Luftbild des Areals. Er freue sich, dass hier „Schüler*innen nicht nur ausgebildet werden, sondern auch eine besondere Wertschöpfung erfahren“.
Über die Schwelle
Im Anschluß ließ der planende Architekt Werner Ziselsberger mit einer kurzweiligen Rede die Bauphase noch einmal Revue passieren. Dabei schilderte er amüsant das „Chaos“ rund um die Baustelle mit den Worten „Ich geh da nicht mehr hin“. Danach überreichte er Jürgen Thoma, Schulleiter und Hausherr der FOS, symbolisch den Hausschlüssel. Zum Abschluss der Schlüsselübergabe wurde Thoma noch von Werner Ziselsberger mit Unterstützung dreier weiterer Träger über die Türschwelle des neuen Gebäudes getragen.
Die Ehre des letzten Redners wurde „Montessori-Urgestein und Gründervater“ Klaus Jost zuteil. Nach seinem Überblick der vergangenen 30 Jahre überreichte er Reberg-Reidel als Einzugsgeschenk einen Scheck in Höhe von 10.000,- €.
Unter den geladenen Gästen waren auch Marlene Mortler (MdEP), die frischgebackenen MdB Kristine Lütke, stellvertretende Landrätin Gabriele Drechsler, zweite Bürgermeisterin Nina Bezold, Schulamtsdirektor Joachim Schnabel, die ehemalige Schulleiterin und Schulrätin des Landkreises Erlangen-Höchstadt, Elisabeth Wolfermann sowie Vertreter der am Bau beteiligten Banken und Firmen.
Nach diesem offiziellen Programm wurden die Gäste durch das neue FOS-Gebäude geführt und konnten sich mit Pizza aus dem Holzbackofen, Burger, Kaffee und Kuchen sowie mit Getränken stärken.
Innovative Technik und Wohlfühlatmosphäre
Die Gesamtkosten des neuen FOS-Gebäudes, dessen Spatenstich im März 2020 erfolgte, belaufen sich auf 5Mio €. 50% der pauschalen Baukosten werden als Zuschüsse vom Freistaat Bayern gefördert. Das Grundstück wird der Montessori-Vereinigung gegen eine jährliche Erbpacht seitens der Stadt Lauf zur Verfügung gestellt. Gebaut wurde es in Massivbauweise und ist mit einer, ebenfalls neu errichteten Brücke, mit seinem schon bestehenden „Zwillingsgebäude“ verbunden.
Die Gesamtfläche beträgt ca. 1.200 Quadratmeter, aufgeteilt in Untergeschoss, Erdgeschoss und erstes Obergeschoss mit jeweils 400 Quadratmetern. Jedes Stockwerk verfügt über eine eigene Aula. Über das Gebäude verteilt sind acht Klassenräume.
Innovative Wege beschreitet man in der Gebäudetechnik: Mit der klimafreundlichen Geothermie wird das komplette Gebäude beheizt und gekühlt. Dazu wurde der Gebäudekomplex auf einem Geosondenfeld errichtet. In einer Tiefe von 90 Metern wird mit 27 Pfahlbohrungen 14-17 Grad warme Erdwärme gewonnen. Mittels Heizkühldecken die in jedem Raum eingebaut wurden und einer Wasser-Wasser-Wärmepumpe wird im Winter die Erdwärme genutzt um das Gebäude zu beheizen. Im Sommer dient die Erdwärme der Kühlung.
Auf dem Dach der FOS wurde eine Be- und Entlüftungsanlage installiert. Damit verbunden sind CO2-Sensoren in allen Räumen, womit der CO2 Gehalt der Raumluft ständig überwacht wird. Durch eine elektronische Steurung wird so jederzeit für eine geregelte Frischluftzufuhr gesorgt. Diese Anlage wurde schon vor Corona, als die Pandemie noch kein Thema war mit eingeplant. „Erst die Technik, dann Corona“, wie Werner Ziselsberger im Gespräch anmerkte.
Den Innenbereich dominieren offene helle Räume. Große Fensteröffnungen sorgen für viel Licht in den Klassenzimmern, die mit modernsten Schulmöbeln eingerichtet sind. Aufgelockert wird das Ambiente durch Holzböden und Holzelemente. Ganz gemäß der Montessori-Philosophie wurde jedem Stockwerk ein Themenbereich zugeordnet. So wurde dem UG Konzentration, dem EG Gemeinschaft und dem OG Konzentration als Thema zugewiesen. „Die Lernumgebung muß zum Lernen und Leben einladen“, so Schulleiter Jürgen Thoma. Planender Architekt war der Weigenhofener Architekt Werner Ziselsberger. Die Projektsteuerung für die Montessori-Vereinigung hatte Michael Hergenröder inne. Die Innenarchitektin Uta Kessel gestaltete den Innenbereich.
Derzeit werden an der FOS 121 Schüler*innen in einer Vorklasse, drei elften und drei zwölften Klassen von 20 Lehrer*innen unterrichtet. Sollte in Zukunft noch eine 13. Jahrgangsstufe eingerichtet werden, könnten es rund 200 Schüler*inne in der Einrichtung Platz finden. Angeboten werden die vier FOS-Zweige Sozialwesen, Gestaltung, internationale Wirtschaft und Gesundheit. Das dabei erfolgreich erlangte Fachabitur, in Verbindung mit einer zweiten Fremdsprache, dient als Basis für die Fachhochschulreife. Der Name Montessori geht auf die italienische Arztin, Reformpädagogin und Philosophin Maria Tecla Artemisia Montessori (1870-1952) zurück. Diese entwickelte die Montesoripädagogik. Dabei war ihr Leitsatz „Hilf mir, es selbst zu tun.“
Peter Friedewald