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„Hass ist krass, Liebe ist krasser“

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Ehemaliger Gefährder spricht gemeinsam mit Sicherheitsexperten an der Montessori FOS über Radikalisierung und Prävention.

„Einmal Jihad und zurück“: Eine Veranstaltung der außergewöhnlichen Art fand am vergangenen Dienstag an der Montessori Fachoberschule gleich zweimal statt – vormittags für die Schüler*innen, abends für die interessierte Öffentlichkeit. Eren Recberlik, der einst Teil einer islamistischen Extremistenszene war, berichtete gemeinsam mit dem bekannten Sicherheitsexperten Michael Ortmann (RTL und ntv) über die Gefahren von Radikalisierung, Terrorismus und kriminellen Milieus.

Von Beginn an war die Aufmerksamkeit im Raum spürbar, als Michael Ortmann vor die rund 130 Schüler*innen der Monte FOS trat. „Was glaubt ihr, wie viele terroristische Gewalttaten es in den letzten sechs Monaten in Deutschland gab?“, begann Ortmann die Veranstaltung mit einer Frage. „Fünf verübte Anschläge stehen gleichzeitig fünf verhinderten Taten in diesem Zeitraum gegenüber“, löste Ortmann die Frage auf. Er führte zudem zahlreiche Beispiele für extremistische Taten an, die in Deutschland in jüngster Zeit verübt worden sind, und stellte dabei klar: „Das Problem, dem wir und unsere Sicherheitsbehörden ins Auge blicken, ist, dass es nicht mehr den einen Typ von Terroristen gibt – vielmehr werden die Persönlichkeiten, Motive und Hintergründe immer diverser und undurchsichtiger.“ Der Vortrag mündete schließlich in einem offenen, ehrlichen und stellenweise sogar humorvollen Austausch. Die Jugendlichen stellten viele Fragen, diskutierten mit dem Sicherheitsexperten auf Augenhöhe und zeigten großes Interesse an den Ursachen von Radikalisierung sowie möglichen Auswegen.

Im zweiten Teil der Veranstaltung schilderte Eren Recberlik in einem sehr persönlichen Vortrag seine bewegende Lebensgeschichte. Eine traumatische Kindheit, Perspektivlosigkeit und fehlende soziale Bindungen hatten ihn früh in die Kriminalität und schließlich in den Extremismus getrieben. Durch seine authentische und reflektierte Erzählweise gelang es ihm, die Schüler*innen unmittelbar zu erreichen. Er endete mit dem Fazit: „Hass ist krass, Liebe ist krasser.“ Besonders deutlich wurde die Wirkung der Veranstaltung durch das Feedback der Schüler*innen. Eine Schülerin formulierte es treffend: „Die persönliche Geschichte ermöglicht erst gänzlich die Sensibilisierung für das Thema – gerade jetzt in dieser Zeit, in der unsere Persönlichkeiten noch geformt werden können.“

Michael Ortmann bezeichnete im Nachgang der Veranstaltung sein Referenten-Debüt vor Schulpublikum als gewinnbringend und schloss einen erneuten Besuch an der Montessori Schule nicht aus. Eren Recberlik ist mittlerweile im Sicherheits- und Präventionsbereich selbstständig, spricht regelmäßig vor Klassen über seine Vergangenheit und unterstützt dabei, die Sicherheit von öffentlichen Veranstaltungen, etwa Fußballspielen, zu optimieren.

Im Nachgang der mehrstündigen Veranstaltung am Vormittag folgte eine Abendveranstaltung in kleinerer Runde, an der auch die ehemalige Drogenbeauftragte Marlene Mortler sowie Bürgermeister Thomas Lang teilnahmen.

Wir danken den Referenten für ihren Mut, ihre Offenheit und ihren wertvollen Beitrag zur Präventionsarbeit. Die Veranstaltung hat gezeigt, wie wichtig Dialog, Aufklärung und persönliche Begegnungen im Kampf gegen Extremismus sind.