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„Lernen mit Kopf, Hand und Herz”

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Eine Abordnung der Fraktion WIR hat unseren Wald- und Naturkindergarten in Heuchling besucht - den Erfahrungsbericht lesen Sie hier.

Gummistiefel, Matschhosen, warme Jacken und Mützen sind die Arbeitskleidung von momentan zehn Kindern, die den Montessori-Waldkindergarten in Lauf täglich besuchen. Ansonsten gib es wenig Inventar, man sucht vergeblich nach konfektionierten Spielgeräten wie Schaukel und Rutsche. Denn die Kinder und ihre drei Erzieher*innen schöpfen aus einem unendlichen Fundus: der Natur. Lernen mit Kopf, Hand und Herz ist die Grundlage der Waldpädagogik.

Wie das in der Praxis umgesetzt wird wollten wir bei unserem Besuch an einem kalten, windigen und regnerischen Tag erfahren. Pünktlich zur Mittagszeit versammelten sich Kinder und Erzieher*innen in der kleinen, aber gemütlichen Hütte, packten ihre Brotzeit aus und wärmten sich am gemütlichen Holzofen. Wir wurden gleich in Beschlag genommen und bekamen aus erster Hand Eindrücke vom Alltag in einem Waldkindergarten vermittelt. Auf die Frage, was die Kinder an ihrem Kindergarten besonders cool finden, wurde uns begeistert, phantasiereich und auch ein bisschen skurril geantwortet. Benedikt und Elisa finden es toll, dass man in der Hütte mit Matratzen und Decken Lager und Höhlen bauen kann. Elias gefällt, dass man im Wald so viel Schrott findet (den man sammeln oder zweckentfremden kann). Ida erstaunte uns damit, dass sie sich über die Dinosaurier freut (die wir langweiligen Erwachsenen natürlich nicht sehen konnten).

Auch die Pädagog*innen sind froh, einen solchen naturnahen und anregenden Arbeitsplatz zu haben. „Immer draußen zu sein und die Jahreszeiten mit allen Sinnen mitzuerleben“ ist für Erzieher Jens Hartmann ein großer persönlicher und pädagogischer Gewinn. Erzieherin Julia Kellner beschreibt als den größten Unterschied zum „normalen“ Kindergarten, dass man etwas von Anfang bis Ende machen, einen Zyklus oder Prozess gestalten und miterleben kann. Vorschule ohne kleine Tische und Stühle ist tatsächlich auch möglich: mit Naturmaterial wie Steinen, Tannenzapfen, Blättern wird das Zählen geübt, Wissen über Elemente wie Feuer und Wasser kann mit allen Sinnen am Lagerfeuer und am Tümpel vermittelt werden. Es fehlt also an nichts, obwohl es keinen Strom und kein fließendes Wasser gibt. Auf den Komfort einer Komposttoilette muss dagegen nicht verzichtet werden. Demnächst soll noch ein Bauerngarten angelegt und von den Kindern „beackert“ werden, um den Zyklus vom Säen bis zur Ernte erlebbar zu machen. Die eigenen Beeren und Tomaten ernten und genießen zu können wird für die Kinder sicher ein tolles Erlebnis.

Und was haben wir gelernt? Wertschätzung für die Natur und ihre Geschöpfe lernt man nicht am Computer und aus dem Fernsehen, sondern am allerbesten durch eigenes Erleben. Deshalb sind Waldkindergärten in der pädagogischen Landschaft so wertvoll und wir können froh und stolz sein, in Lauf eine solche Einrichtung zu haben. Die sinnliche, kreative und ganzheitliche Auseinandersetzung mit der Umwelt hat positive Auswirkungen auf die gesamte Entwicklung der Kinder und macht sie zu resilienten Erwachsenen. In einer krisengeschüttelten Welt würden wir uns das für viel mehr Menschen wünschen. In diesem Sinne: Genießen auch Sie das Märzwetter mit allen Sinnen in der Natur, am besten bei einem Spaziergang!

Text und Bild: Eva Kneißl, Fraktion WIR für Lauf