„Es kann nicht sein, dass ein Kind an einer Privatschule weniger Geld vom Staat bekommt, als ein Kind an einer öffentlichen Schule“, brachte es ein Redner auf den Punkt. Mit Privatschulen könne die Regierung Geld sparen – doppelt zahlen müssten dann die Eltern: die Steuern und zusätzlich das Schulgeld. „Wir leisten vor Ort gute Arbeit und erfüllen unsere Pflichten und Auflagen für den laufenden Schulbetrieb. Aber das Kultusministerium muss auch seine Pflicht erfüllen und kann sich nicht aus der Finanzierung zurückziehen!”, betont auch Stefani Rehberg-Reidel, Geschäftsführerin der Montessori-Vereinigung Nürnberger Land.
Pädagogik für selbstständige junge Persönlichkeiten
Die Laufer Monte Schulen bereichern als Ersatzschulen mit besonderem pädagogischen Angebot den Landkreis, bringen sie doch jedes Jahr nicht nur Absolvent*innen mit herausragenden Leistungen hervor (so schließen z.B. in der Mittelschule rund ein Drittel der Schüler*innen mit einer 1 vor dem Komma ab), sondern insbesondere junge Persönlichkeiten, die durch ihren Bildungsweg auch Fähigkeiten wie Eigeninitiative, den respektvollen Umgang mit ihren Mitmenschen, Kommunikationsfreude und Resilienz mitbringen – also ebenjene „Softskills“, welche der Generation Z häufig abgesprochen werden.
Dass diese Schüler*innen auch bereit sind, sich politisch zu äußern und für ihre Belange auf die Straße zu gehen, wurde am Mittwoch deutlich: „Ich bin hier, weil ich etwas für meine Schule tun möchte“, sagte etwa Hannah Butschek, die derzeit die Montessori-FOS besucht und auf der Kundgebung mit großer Ausdauer ein Schild ihrer Schule trug. Ihr Mitschüler Paul Raum wiederum fand es gut, dass eine so große Menschenmenge sich auf dem Königsplatz einfand. „Damit“, hofft er, „steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich auch wirklich etwas ändert.“
Nicht nur für die Schüler*innen ist schwer nachzuvollziehen, dass die Regierung Hinweise auf Finanzierungslücken dem Anschein nach aussitzen und die finanzielle Last den Eltern aufbürden zu wollen scheint (etwa, wenn Hinweise auf Finanzierungslücken kommentiert werden mit „… dann müssen die Eltern eben mehr zahlen!“) – ungeachtet der Tatsache, dass Eltern bereits Steuern zahlen und damit das Schulwesen mitfinanzieren. Denn das Schulgeld dient der Finanzierung besonderer pädagogischer Angebote; die Kosten für den laufenden Schulbetriebe hingegen sollten eigentlich aus öffentlichen Mitteln gedeckt werden. Doch es geht nicht nur um die Finanzierung, sondern auch um die Stellung der Privatschulen: „Die Schüler*innen unserer Einrichtungen haben bei der Bezirksschülersprecherwahl lediglich ein Stimmrecht, dürfen aber selbst nicht gewählt werden – eine plausible Begründung hierfür kann ich den Jugendlichen aber nicht liefern!”, nennt Stefani Rehberg-Reidel ein prägnantes Beispiel.
Lasst uns wieder miteinander reden! Hört unser Anliegen!
Deswegen sei es das Hauptanliegen der Kundgebung gewesen, auf die Brisanz der Situation aufmerksam zu machen und unüberhörbar einen Dialog einzufordern. Initiiert und organisiert hatte die Kundgebung der Rat Freier Schulen rfs – und zwar als besondere Unterrichtsstunde, deren Lernziel die Erkenntnis war, dass auch kleine Rechenfehler erhebliche Folgen haben können. Skizziert wurde dabei, zu welch immensen Beträgen sich der Rechenfehler bezüglich der Finanzierung der bayerischen Privatschulen seit über 20 Jahren zu Lasten der Eltern, der Lehrkräfte sowie der Schüler*innen aufsummiert hat.
Der Rat Freier Schulen (rfs) ist ein Zusammenschluss aus dem Katholischen Schulwerk in Bayern, der Evangelischen Schulstiftung, den beiden Montessori Verbänden, der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Waldorfschulen und dem Verband Bayerischer Privatschulen, der sich für die Anliegen privater Schulen in Bayern einsetzt. In Bayern besuchen über 200.000 Schülerinnen und Schüler (14,7 %) eine von 1.352 Privatschulen. 22,8 % der Schulen in Bayern befinden sich in privater Trägerschaft.