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Geht Maria auf Distanz?

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Ein Jahr nach dem ersten und hoffentlich in der Endphase des zweiten Lockdowns haben wir uns und in den eigenen Reihen gefragt: „Wie läufts mit dem Distanzunterricht?“, „Wie funktioniert Monte aus der Ferne?“ und nicht zuletzt: „Was haben wir in einem Jahr mit der Pandemie gelernt?“

Digitale Lernplattform: integriert statt nur da

„Gegenüber dem Frühjahr 2020 sind wir, was digitales Lernen angeht, alle von Anfängern zu Profis geworden”, so Ralf Wichner, stellvertretender Schulleiter der Grund- und Mittelschule. „Wirklich bemerkenswert ist, dass jede Lehrkraft ihren eigenen Zugang zum digitalen Lernen gefunden hat und die zur Verfügung stehenden Werkzeuge individuell gewinnbringend einsetzt.” Ein E-Learning-System war glücklicherweise bereits seit 2012 vorhanden, nur wurden die Potenziale lange nicht ausgenutzt. Ab März 2020 ging es dann schnell: itslearning wurde auf alle Schüler*innen, Mitarbeiter*innen und Schuleltern sowie im zweiten Schritt auf Kinderhaus- und FOS-Eltern ausgeweitet, sodass sie heute nicht nur als Lern-, sondern auch interne und externe Kommunikationsplattform fungiert.

Damit es nicht an der Technik haperte, wurden Lenovos ausgegeben und Mitarbeiter*innen geschult. Was damals im Eilverfahren ermöglicht wurde, hat sich inzwischen etabliert: Auch in den Monaten des Präsenzunterrichts haben sich die digitalen Formate als nützlich erwiesen, wurden daher immer weiter erprobt und schon zum Schulstart im September auch in den Präsenzunterricht integriert – „entsprechend war im Dezember keiner mehr geschockt, dass es jetzt wieder in den Distanzunterricht geht. Die Lehrkräfte kennen sich aus, die Kinder wissen Bescheid”, so Ralf Wichner. Technisch gesehen also alles kein Problem. Aber wie sieht es mit pädagogischen Konzepten und Grundsätzen aus?

Zugewinn und Stolpersteine

Gerade in den höheren Klassen lassen sich die Vorteile des digitalen Lernens gut mit den Montessori-Prinzipien vereinen, etwa bei der Vorbereitung von Raum und Material und dem Lehrer als Begleiter – das funktioniert auch digital. Daneben entstehen wertvolle neue Herangehensweisen, die auch einen „New Normal Schulalltag“ bereichern werden. Etwa, was das Lerntempo angeht: „Früher haben uns die regulären 45-Unterrichtsminuten oft eingeschränkt. Das läuft online flexibler!”, so Wichner. Er arbeitet inzwischen mit Lernpfaden, die Schüler in ihrer eigenen Geschwindigkeit durchlaufen und bei Bedarf auch mal zurückgehen können. Die Lernpfade enthalten verschiedene Lern- und Lehrformate: vom „Hefteintrag“ über Unterrichtsvideos bis hin zu Übungsaufgaben und der direkten Besprechung via Teams. Insgesamt benötige man zwar auf diese Art für jedes Stoffgebiet ein wenig länger, aber: Der Lernzuwachs ist enorm, gerade für schwächere Schüler, die ihr Tempo selbst bestimmen können.

Dass das Zwei-Pädagogen-Prinzip auch im Homeschooling „Gold wert“ ist, berichtet Lehrerin Barbara Knodt: „Dass man auch in den Teams-Meetings immer mit seiner pädagogischen Fachkraft zusammenarbeitet, bringt enorme Vorteile mit sich. So kann ich mich z. B. auf eine Präsentation konzentrieren, während meine Kollegin sich um individuelle Fragen oder auch technische Probleme kümmern kann.” Kreative Lösungen finden die Lehrkräfte in der Theater- oder Outdoorklasse: „Wir vermissen es natürlich, am Outdoor-Tag gemeinsam, draußen zu sein. Deswegen haben wir begonnen, Outdoor-Aufträge zu vergeben, die die Schüler*innen dann eigenständig ausführen”, berichten Sabine Pfeiffer und Silvia Beer.

Und auch in der Grundschule und dem Hort ließen und lassen sich Lehrer*innen und Pädagog*innen viel einfallen, um die Montessori-Pädagogik ins Zuhause zu bringen: „Gerade das Lebenspraktische wie Kochen oder Backen lief super: Hierbei haben sich die Mädchen und Jungen in einer kreativen Arbeit über Wochen hinweg eine Jahresuhr erstellt”, erzählt Grundschullehrerin Alexandra Hirschmann. Die Schüler*innen haben dabei so viele eigene Rezepte ausprobiert, dass sie diese nun in einem Kochbuch sammeln: „Hier haben auch die Eltern toll unterstützt!”

Austausch und Feedback

Als schnell zu beseitigender Stolperstein hat sich in der Situation des „gelernten Distanzunterrichts“ der vergangenen Monate eher die Feinjustierung und fächerübergreifende Abstimmung der Stoff- und Übungsmengen erwiesen, um die Schüler*innen nicht zu überfordern. So auch berichtet aus der FOS: „Der Tenor des Schüler-Feedbacks hat sich komplett gedreht”, so Rektor Jürgen Thoma: „Hieß es im Frühjahr 2020 noch, man werde zu wenig gefordert, haben uns die Schüler im Winter signalisiert, dass sie jetzt an der Schwelle der Überlastung stehen. Jetzt haben wir uns auf das passende Maß eingependelt.” An diesem Beispiel zeigt sich ein weiteres montessorisches Grundprinzip, das gerade beim Distanzlernen gefragt ist und eine neue Qualität erlangt: die Feedback-Kultur.

„Feedback zum Feedback” gibt Antaris aus der 12. Klasse des FOS-Gestaltungszweigs: „Wir kommunizieren sehr viel mit unseren Lehrern”, merkt er positiv an. Einzelgespräche mit den Lehrkräften gebe es in der aktuellen Situation häufiger als sonst: „Jetzt ist irgendwie mehr Zeit, um Lehrer nochmal schnell in der Pause anzurufen, um spezifische Fragen zu klären und auf den Schüler zurechtgeschnittene Tipps einzuholen.” „Monte auf Distanz, wie läufts?” Gut. Findet Alex, der die 12. Klasse im Internationale-Wirtschaft-Zweig der FOS besucht. „Dass die Schule Lenovos ausgegeben hat, hat die Sache sehr erleichtert!”

Die Grenzen der digitalen Lernwelt

Aber wie viele wünscht sich auch er sich, bald wieder regelmäßig und regulär in die Schule zu kommen. Denn auch wenn technisch alles glatt läuft und digitaler Unterricht auch positive Aspekte hervorbringt, fehlt dennoch mehr als die rein soziale Komponente der Präsenzschule. Lassen sich die Monte-Prinzipien in der Mittel- und Oberstufe noch besser ins Digitale übersetzen, ist gerade die Umsetzung für die Grundschule nicht immer zufriedenstellend möglich. Mit Materialien arbeiten? Sinnliche Erfahrungen sammeln? Sich im jahrgangsgemischten Lerngruppen gegenseitig helfen? Oder beim lebenspraktischen Tag, in der Outdoor- oder Theaterklasse Eindrücke aus Umwelt, Natur und Kultur sammeln … Das funktioniert trotz kreativer Ideen isoliert und am Laptop nur bedingt.

Teilungsunterricht

Umso besser, dass seit Kurzem neben den Abschlussklassen der Mittelschule und FOS auch die Grundschulkinder wieder im „Wechsel- oder Präsenzunterricht mit Mindestabstand“ in die Schule kommen können. Da die Verantwortlichen in Lauf bereits im vergangenen Jahr für Ausweichräume und zusätzliches Personal gesorgt haben, ist nun ein sogenannter Teilungsunterricht möglich. Sprich: Alle Grundschüler*innen dürfen in die Schule kommen, jedoch werden die Lerngruppen dort noch einmal geteilt und in gesonderten Räumen unterrichtet. Wie läuft das in der Praxis ab? „Teilungsunterricht heißt, dass morgens alle Jungen und Mädchen in die Schule kommen, wir uns als Lerngruppe mit Abstand erst einmal treffen und uns dann auf zwei unterschiedliche Räume aufteilen. Eine Gruppe wird dann von mir betreut, eine von der pädagogischen Fachkraft. Getrennt wird entweder inhaltlich oder nach Klassenstufen“, erklärt Alexandra Hirschmann, die Leiterin der Ganztagsgrundschule.

Dass die Schüler*innen nun wieder alle und zu den gewohnten Zeiten in die Schule kommen dürfen, ist viel wert – auch wenn der Unterricht selbst sich von jedem in „normalen Zeiten“ zwangsläufig stark unterscheidet. Das fängt beim häufigen Händewaschen und der Ermahnung der Einhaltung von Abstands- und Hygienevorschriften erst an: „Auch Elemente wie auf dem Teppich zusammenkommen, einfach frei etwas ausprobieren oder die Darbietungen sind so einfach nicht umsetzbar, da man immer auf die Einhaltung der Regeln bedacht sein muss. Trotzdem bemühen wir uns natürlich, die Kinder so weit wie irgendwie möglich den normalen Montessori-Alltag erleben zu lassen.“

Das funktioniert besonders gut bei Aktivitäten, die sowieso größtenteils draußen stattfinden, wie dem Lebenspraktischen Tag: „Unsere Lerngruppe hält sich dabei auf einem völlig verwilderten Gartengrundstück auf, das wir zusammen neu herrichten“, berichtet Lehrerin Silke Boeck. „Dafür teilen wir uns dann in Kleingruppen auf und dass wir im Freien sind, ist in der aktuellen Situation ja sowieso günstig. Die anderen Lerngruppen arbeiten auf Bauernhöfen sowohl drinnen als auch draußen, sodass auch sie die Abstände gut einhalten können.“

Feedback und Monte-Talk

Viele der hier zitierten und weitere O-Töne können Sie auf unserem instagram-Profilen Monte.FOS.Lauf (in der Rubrik „Feedback“) und Monte.Lauf.Altdorf (in der Rubrik „Monte Talk“) nachhören. Das Gespräch „Wie funktioniert Grundschule auf Distanz?“ finden Sie zum Nachhören hier auf unserer Webseite.