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Präzise und simpel: Darum sind PCR-Tests so wichtig

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Je mehr die Corona-Infektionszahlen steigen, desto wichtiger wird die Teststrategie. PCR-Pooltests sind heute die für uns schärfste Waffe im Kampf gegen die Pandemie und für die Schaffung einer "grünen Insel". Hier erklären wir, warum.

Seit etwa anderthalb Monaten sind an Bayerns Grund- und Förderschulen sogenannte PCR-Pooltests Pflicht. Zweimal wöchentlich durchgeführt, hat das Pooltesting dort die Antigen-Schnelltests abgelöst, die seitdem nur noch an weiterführenden Schulen und in Kindertagesstätten zum Einsatz kommen. Doch auch dort könnte sich das bald ändern: Das Landratsamt Nürnberger Land will in Kürze mit einer Abfrage unter Kindertageseinrichtungen und ihren Trägern in Erfahrung bringen, ob in Krippen und Kindergärten nicht ebenfalls PCR-Pooltests eingeführt oder am Schnelltestverfahren festgehalten werden sollte. Wie aber darüber entscheiden, wenn die Expertise fehlt? Die Erfahrungen der Montessori-Vereinigung Nürnberger Land könnten bei der Antwort helfen.

„PCR-Pooltests sind in unseren Augen das beste Mittel, Infektionen frühzeitig zu erkennen und Infektionsketten zu durchbrechen, noch ehe sie entstehen.“

„PCR-Pooltests sind in unseren Augen das beste Mittel, Infektionen frühzeitig zu erkennen und Infektionsketten zu durchbrechen, noch ehe sie entstehen“, betont Stefani Rehberg-Reidel, Geschäftsführerin der Montessori-Vereinigung. Der Impfung kommt zweifellos große Bedeutung zu, reiche alleine aber nicht aus, denn: Seit das Virus aggressivere Varianten entwickelt habe, seien Geimpfte zwar meist vor schweren Krankheitsverläufen geschützt. Sich infizieren könnten sie aber trotzdem.

Und nicht nur das: Studien deuten außerdem an, dass die sogenannte Viruslast auch unter Geimpften mitunter hoch sei, man also auch nach einer vollständigen Impfung andere Menschen mit dem Virus infizieren könnte. Ein ernstes Problem, erst recht in Grundschulen und Kindertagesstätten, wo das Virus auf junge Menschen trifft, die sich, ob sie es nun wollen oder nicht, nicht gegen das Coronavirus impfen lassen können – noch fehlt ein zugelassener Impfstoff. Solange es diesen nicht gibt, ist ihr einziger Schutz vor der immer noch wenig erforschten COVID-Erkrankung mit all ihren unabsehbaren Nebenwirkungen also: Nicht mit dem Virus in Kontakt zu kommen. „Wir schützen uns und andere“, sagt Rehberg-Reidel, „und wir stellen sicher, dass der Besuch von Kinderhaus oder Schule weiterhin möglich ist. Deshalb ist es uns so wichtig, dass alle Schüler*innen und Kolleg*innen am PCR-Testverfahren teilnehmen – auch die Geimpften und Genesenen.“

Grüne Insel in einer roten Zone

Eine „grüne Insel“ wolle man an den Schulen in Lauf und im Kinderhaus in Altdorf bei Nürnberg schaffen, erklärt die Geschäftsführerin in Anspielung auf die Corona-Ampeln. Schon im Juni dieses Jahres wurde deshalb das PCR-Pooltestverfahren an zwei Pilotklassen der Montessori-Schule erprobt, nach einigen vielversprechenden Testläufen wurde – und das noch in Vorgriff auf die spätere Anordnung des bayerischen Kultusministeriums – beschlossen, in allen Einrichtungen der Montessori-Vereinigung Nürnberger Land PCR-Pooltestverfahren einzuführen. Unterstützung erfuhr die Monte-Vereinigung dabei vom Landkreis Nürnberger Land und der Stadt Altdorf, welche die Einführung von PCR-Pooltests an Schulen und Kindertagesstätten bereitwillig förderten. Wertvolle Rückendeckung kam nicht zuletzt auch von den Elternbeiräten der Einrichtungen, die den Sinn der Teststrategie nie in Frage stellten.

Der Freistaat Bayern unterstützt die flächendeckende Einführung von Pooltests ebenfalls, vorgeschrieben sind sie, mit Ausnahme der Grund- und Förderschulen, bislang aber nicht. Mögen Bayerns Kindertagesstätten und weiterführende Schulen insofern vielerorts vom PCR-Pooltestverfahren noch ausgeschlossen sein: An der Montessori-Mittelschule und der Montessori-Fachoberschule in Lauf sind sie bereits gängige Praxis. Gleiches gilt für das Monte-Kinderhaus in Altdorf bei Nürnberg: Auch dort werden zweimal wöchentlich PCR-Pooltests vorgenommen.

Gurgeln oder Lolli?

Schon drei Tage bevor sich erste Symptome einer COVID-Erkrankung zeigen, weisen PCR-Tests eine Corona-Infektion nach. Infektionsketten werden damit wirksam und frühzeitig durchbrochen, Infektionen einigen Schätzungen zufolge um bis zu 85 % reduziert. Auch deshalb gilt eine PCR-Testung als „Gold-Standard“ unter den derzeit bekannten Testmethoden. Das Pooling bietet nun noch den zusätzlichen Vorteil, dass in anonymisierten Pools getestet wird. Erst bei positiven Befunden werden Nachtests nötig, auf die hin sich etwaige Infizierte mit ihren Daten bei den Behörden melden müssen. Und dank erhöhter Laborkapazitäten muss man auf das Ergebnis auch nicht mehr lange warten: An den Montessori-Einrichtungen in Lauf und Altdorf ist das Ergebnis der Pooltestungen in der Regel schon nach wenigen Stunden bekannt.

PCR-Tests sind der Goldstandard unter den derzeit bekannten Testmethoden.

Sind PCR-Tests insofern den verbreiteten Antigen-Schnelltests in mancherlei Hinsicht generell vorzuziehen, gibt es doch unterschiedliche Verfahrensweisen. Gute Erfahrungen gemacht haben die Einrichtungen der Montessori-Vereinigung mit sogenannten Gurgeltests: Kinder gurgeln dafür morgens 30 Sekunden mit Leitungswasser im hinteren Rachenraum und spucken das sogenannte „Gurgelat“ anschließend in ihr Teströhrchen. Als Alternative dazu gelten Mundspültests, die sich in der Praxis kaum unterscheiden, allerdings direkt in der Schule erfolgen. Das bayerische Kultusministerium wiederum plädiert für den „Lolli-Test“, für den Kinder zweimal wöchentlich und unter Aufsicht in der Einrichtung an einem Tupfer lutschen. Alle Tupfer respektive Gurgelproben kommen anschließend in gemeinsame Pools, die Pools zur anschließenden Analyse in ein Labor.

Lollitests: Für Kleinkinder gut geeignet, aber deutlich teurer

„Für Krippenkinder ist der Lolli-Test sehr gut geeignet“, findet Lisa Saß, Leiterin des Montessori-Kinderhauses in Altdorf, die damit indirekt erklärt, weshalb in ihrer Einrichtung gleich zwei verschiedene Verfahren zur Anwendung kommen. „Kleinkinder haben Schwierigkeiten zu gurgeln, größere Kinder hingegen kommen damit schon sehr gut zurecht“, sagt Saß. Weil die Gurgeltests im Vergleich allerdings viel weniger Müll produzieren – Teströhrchen können gereinigt und wiederverwendet werden, während hingegen Lolli-Tests nach einmaliger Verwendung als Sondermüll entsorgt werden – ist es für Saß klar, überall dort, wo es möglich ist, Gurgeltests gegenüber der Lollivariante den Vorzug zu geben. Erst recht, da Lollitests auch noch deutlich teurer sind.

Es sind diese handfesten ökologischen und ökonomischen Gründe, weshalb auch Stefani Rehberg-Reidel letztlich für Gurgel- oder Mundspültests wirbt. Sie hält es, zumal als Geschäftsführerin einer Umweltschule, für wenigstens diskutabel, ein Testverfahren noch dann flächendeckend durchsetzen zu wollen, wenn es längst eine erprobte, verlässliche und ressourcenschonende Alternative gibt. Darin aber ist sie sich sicher: PCR-Pooltests haben sich bewährt – und sind das im Moment wichtigste Mittel, die Pandemie an Schulen und in Kindertagesstätten zu bekämpfen.

 

Zum Verfahren:
Bei PCR-Pooltests gibt jede*r Schüler*in oder jedes Kitakind zweimal wöchentlich jeweils zwei Proben ab. Eine von ihnen landet in einem gemeinsamen Pool (z.B. einer Klasse oder einer Lerngruppe), die andere wird für etwaige Nachtestungen zurückgehalten. Anschließend wird zunächst der Pool auf das Coronavirus getestet. Fällt der Test negativ aus, ist damit der Nachweis erbracht, dass kein*e Proband*in sich mit Corona infiziert hat. Wird der Pool positiv getestet, werden die Einzelproben des Pools nachgetestet (in manchen Fällen erfolgt die Testung von Pool und Einzelproben auch parallel).